+++ Exkursion +++

Exkursion ins Aosta-Tal vom 27.5. bis 31.5.2024

07. August 2024
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Auch in diesem Jahr veranstaltet Peter Ostertag seine beliebte Exkursion, die – was nicht überrascht – sehr schnell ausgebucht war.

Schnell sein hat sich für die Teilnehmer also gelohnt. Hier ein kleiner Reisebericht über die Exkursion ins Aosta-Tal ...

Eine unterhaltsame Fahrt durch die verregnete Westschweiz, vorbei am Genfer See und über den Großen St. Bernhard bringt uns gegen Abend ins breit ausladende Aosta-Tal. Dieses grenzt sich mit dem 4.810 müNN hohen Mont Blanc gegen das benachbarte Frankreich ab. Im südlichen Teil des Tales liegt der Nationalpark Gran Paradiso.

Am nächsten Morgen überraschen uns blauer Himmel, schneebedeckte Gipfel über leuchtend grünen Weinbergen, Obstwiesen und kleine Felder zwischen kleinen Weilern, Kirchen und verschiedenen Burgen auf kleinen Anhöhen. Die Häuser sind meist aus Naturstein, die Dächer mit kunstvoll bearbeiteten dünnen Natursteinplatten aus dem Tal gedeckt. Dicke Holzbalken tragen diese gewichtigen Dächer, ausgelegt für große Schneelasten im Winter.

Unser erster Tag bringt uns nach Courmayeur, einen mondänen Skiort. Von hier aus führt uns Förster Jean-Claude Haudemand durch den sehr alten Schutzwald, der sich über 500 Höhenmeter den Hang hinaufzieht. Dieser wird nur wenig bearbeitet, gefällte Bäume bleiben meist liegen als Lawinenbremse, es gibt aber durch die vergangenen, sehr trockenen Jahre massive Probleme mit dem Borkenkäfer. Dies zwingt teilweise zu größeren Eingriffen.

Der lichte Lärchen- und Fichtenwald lässt uns die seltene Holunderorchidee, wilde Stiefmütterchen und Knabenkräuter entdecken. Ebenso tummelt sich auf einem steilen Felsabhang eine Gruppe Steinbockmütter mit etlichen Jungtieren.

Auf 1.840 müNN machen wir Rast auf einer Almwiese. Vor uns erhebt sich majestätisch der tief verschneite Mont Blanc und seine hohen Nachbarberge vor wolkenlos blauem Himmel.

Nach dem Abstieg verabschieden und danken unsere Jagdhorn-Bläser dem Förster und seiner Begleitung.

Der nächste Tag führt uns auf schmalen kurvigen Sträßchen und kleine Brücken über tiefe Bachschluchten hinauf nach Cogne, wo uns Lolita und Elisabetta herzlich begrüßen. Sie führen uns durch den Nationalpark Gran Paradiso und versorgen uns mit Lunchpaketen voller hiesiger Spezialitäten. Unterwegs bekommen wir vielfältige Informationen über Geologie, Wald, Geschichte, Flora und Fauna. Wir steigen auf einem gut ausgebauten historischen Weg auf, welcher für König Victor Emanuele II. angelegt wurde, damit dieser um 1850 bequem mit dem Maultier oder der Sänfte seine hochgelegenen Jagdhütten erreichen konnte. Die starke Bejagung, besonders der Steinböcke, führte dazu, dass bei der Gründung des Nationalparks nur noch ca. 100 Tiere überlebt hatten. Heute schätzt man ca. 5.000 bis 6.000 Steinböcke im ganzen Gebiet. Die Bevölkerung der Gegend bekam Arbeit durch das Jagdgebiet, betrieb aber auch Almen im Gran Paradiso. Victor Emanuele III. war 1919 gezwungen abzudanken und ging ins Exil, handelte jedoch mit dem neuen italienischen Staat aus, dass dieser sein Jagdgebiet schützt und erhält, und dieser erklärte es 1920 zum ersten Nationalpark Italiens. Ab diesem Zeitpunkt erholten sich die Wildtierbestände wieder, allerdings mussten auch die Almen verlassen werden, was in der Bevölkerung zu einer jahrelangen Verweigerung der Wahlen führte.

Unser Aufstieg durch den lichten Lärchenwald führt uns vorbei an Gämsen, Gruppen von männlichen Steinböcken, die ohne Scheu in unserer Nähe bleiben, und bringt uns auf eine Almwiese mit ehemaligen Almhütten.

Am Himmel kreisen Steinadler, Gänsegeier und Kolkraben. Wir steigen noch ein Stück weiter auf, an einem Bergbach auf ca. 2.000 müNN liegt letzter Schnee. Wir hören die Wasseramsel, Weidenmeise und Klappergrasmücke. Der Abstieg lässt uns noch Soldanellen, Alpenprimeln, Alpenanemonen und Küchenschellen in großer Zahl entdecken.

Am dritten Tag lernen wir ein weiteres Tal des Nationalparks kennen. Eine schmale steile Straße führt lange durch ein schroffes Tal aufwärts, vorbei an vielen kleinen Weilern aus den grauen Steinen der Umgebung, teils nur noch Ruinen. Unzählbar viele Trockenmauern zeigen die frühere Bewirtschaftung dieser Steilhänge, manche bereits vom Wald zurückerobert.

Von Valsavarenche, einem Städtchen mit Schule und guter Infrastruktur auf 1.541 müNN, steigen wir auf bis 2.165 müNN, dort liegt eine der königlichen Jagdhütten von 1862. Diese wurde 1982 von einer Lawine weggefegt und nur ein Teil davon wieder aufgebaut. Heute beherbergt sie die Ranger und eine Forschungsstation für das Monitoring der Murmeltiere, die hier seit 2006 mit Ohrmarken und Chips ausgestattet sind. Hier sehen wir ganze Flächen von kleinen Enzianen, Küchenschelle, Alpenaurikel, stark zerbissene Sträucher von Seidelbast, zwei Murmeltiere beim Liebesspiel und am Himmel tummeln sich Steinadler, Bartgeier und Alpendohlen.

Unseren Rückweg ins Tal nahmen wir über die bequem angelegte „Königsstraße“. Dabei wurde noch das Thema „Wolf“ erörtert. Bis ins 17. Jahrhundert war der Wolf in Italien willkommen, die Gründer Roms, Romulus und Remus, wurden von einer Wölfin gesäugt. Die Pestepidemien dieser Zeit lassen ihn zum Leichenfledderer werden. Daraufhin hatte jedes Dorf seinen „Lupero“, der Prämien für den Abschuss der Tiere erhielt. So war der Wolf in ganz Italien fast ausgerottet. 1975 kam ein Umdenken, es wurde Wild als Beute angesiedelt, heute ist die Gesellschaft zu diesem Thema gespalten. Es gibt Lösungsversuche mit Maremma-Schutzhunden, runde Grals für die Almschafe mit E-Zaun und den „Mensch“ als Beschützer der Schafe.

Die Klimaveränderung hat fatale Auswirkungen auf das Gran Paradiso. Durch das rasante Abschmelzen der Gletscher, welche die Täler immer mit Wasser versorgt haben, breitet sich zunehmend Trockenheit aus, da die ergiebigen Regenfälle am Matterhorn und Monte Rosa hängenbleiben.

Die zunehmende Verwaldung führt zu einer Verarmung der Artenvielfalt, was wieder eingeschränkten Almbetrieb im Nationalpark erlaubt hat. Als Auswirkung von weniger und kürzerer Schneebedeckung sind das Schneehuhn und der Schneehase fast verschwunden.

In Degioz verabschieden die Jagdhornbläser unsere zwei Führerinnen mit schönen Klängen und einem Präsent und wir fahren wieder talabwärts zu unserem letzten gemeinsamen Abend. Nach einem vielfältigen Abendessen klingen lange noch Lieder und schöne Musikstücke übers Tal, unsere Wirtin und ihre privaten Gäste tanzen schwungvoll dazu.

Erfüllt von großartigen Eindrücken und schönen Gesprächen innerhalb der Gruppe verstreicht auch die Zeit im Omnibus, trotz Regenwetter und viel Verkehr.

Anne-Claire Fink