+++ Pressemitteilung +++

Neue EU-Waldstrategie: Landeswaldverband trifft Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius Stuttgart, 05.07.2021

12. Juli 2021
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Der Landeswaldverband Baden-Württemberg e.V. (LWV) traf am 05.07.2021 in Stuttgart mit EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius im Rahmen eines Verbändegesprächs zum Entwurf der neuen EU-Waldstrategie zusammen. Wir begrüßen ausdrücklich das Bekenntnis zur Honorierung von Ökosystemleistungen durch die Schaffung finanzieller Anreize für Waldbesitzer. Unser größter Kritikpunkt am Entwurf ist, dass mit der Waldstrategie der gesamte Bereich der nachhaltigen Waldbewirtschaftung der EU-Biodiversitätsstrategie untergeordnet wird. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung und der Schutz der Biodiversität müssen gleichrangig behandelt werden. Anders lassen sich beider Ziele nicht in Einklang bringen.

Die besondere Rolle nachhaltig bewirtschafteter Wälder im Klimawandel wurde ausgiebig mit Herrn Sinkevičius besprochen. „Eine integrative Waldbewirtschaftung vereinigt nachhaltige Nutzung mit dem Schutz von Artenvielfalt, Trinkwasser, Luft und Boden. Ein einseitiger Fokus auf Nutzungsverzicht in Wäldern wird diesem multifunktionalen Ansatz nicht gerecht. Gerade die genutzten Wälder leisten einen hohen Beitrag zum Klimaschutz!“, so der LWV-Vorsitzende Dietmar Hellmann. „Die CO2-Speicherleistung langlebiger Holzprodukte und die Stärkung einer holzbasierten Bioökonomie wurde im Entwurf zwar betont, in der Praxis wird dieser Senkenbeitrag von bewirtschafteten Wäldern allerdings durch die Forderung nach mehr Stilllegungsflächen ausgehebelt. Da passt etwas grundsätzlich nicht zusammen. Die große Stärke der multifunktionalen und nachhaltigen Waldwirtschaft ist es, Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen auf kleiner Fläche immer wieder in Einklang zu bringen und damit eine Vielzahl von Zielen im Wald gleichzeitig umzusetzen.“

Der LWV sieht es außerdem kritisch, dass bei der Betrachtung von Bewirtschaftungsformen alle europäischen Waldflächen in einen Topf geworfen werden: „Waldwirtschaft muss immer unter den gegebenen regionalen klimatischen, standörtlichen und kulturellen Voraussetzungen betrachtet werden. Regelungen der EU müssen dies berücksichtigen“, fordert Hellmann. „Große Kahlschläge können im dünnbesiedelten Nordeuropa sinnvoll sein, da dort die räumliche Trennung zwischen Nutzungs- und Schutzflächen möglich ist. In Deutschland finden wir dagegen eine sehr dichte Besiedlung und hohe Ansprüche der Bevölkerung an einen integrativen Bewirtschaftungsansatz im Wald. Deshalb sind vereinheitlichende Regelungen der EU zur Waldbewirtschaftung für ganz Europa nicht zielführend!“

Bedenklich ist es auch, dass der Entwurf nicht auf die hohe Bedeutung angepasster Schalenwildbestände im Zusammenhang mit erfolgreicher Etablierung klimaresilienter Wälder eingeht. „Zur Umsetzung der umfangreichen Anpassungen unserer Wälder an den Klimawandel müssen jagdliche und waldbauliche Zielsetzungen in Einklang gebracht werden. Nur mit einem Fokus auf angepasste Jagdstrategien hat der junge Wald der Zukunft in Deutschland eine Chance!“, so Hellmann.

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